Fast schon entspannt sitzt der angeklagte „Life Coach“ aus Walldürn auf der Anklagebank. Ruhig und gefasst haben der 38-Jährige und sein mitangeklagter 24-jähriger Bruder gemeinsam mit ihren Stafverteidigern den Sitzungssaal im Landgericht Mosbach betreten. Rund 30 Augenpaare im Zuschauerraum, einige Kameras und natürlich die Anwälte der Staatsanwaltschaft und der Nebenklage ruhen auf den beiden Männern.
Direkt zu Prozessbeginn müssen Zuschauer und Presse den Saal jedoch wieder verlassen. Der Grund: Sowohl die Nebenklage wie auch die Staatsanwaltschaft fordern, die Öffentlichkeit für die gesamte Dauer des Prozesses auszuschließen. Darüber muss erst verhandelt werden – ohne die Öffentlichkeit.
Nach einer Stunde dann der Beschluss, dass die Öffentlichkeit vom Prozess ausgeschlossen wird. Zu intim sind die Details in der Anklage, es werden teils sehr detaillierte Schilderungen aus dem Bereich der sexuellen Gewalt aufgeführt. Das öffentliche Interesse überwiege den Schutz der Privat- und Intimsphäre der Opfer, der Angeklagten und der Zeugen nicht, sagte der vorsitzende Richter.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Mosbach, Thorsten Zetsche, hält das für die richtige Entscheidung:
Der 38 Jahre alte Hauptangeklagte soll in den Jahren 2019 bis 2022 mehrere Frauen in sein Haus in Walldürn zu einem „Boot Camp“ für Persönlichkeitsentwicklung eingeladen haben. Anschließend habe er laut Staatsanwaltschaft den Widerstand der Opfer durch Erniedrigungen und schwere Gewalt gebrochen und sie immer wieder sexuell missbraucht.
Das Gericht hat weitere 34 Prozesstage mit rund 20 Zeugen für das Verfahren angesetzt. Ein Urteil wird für Ende September erwartet.