Während eines Gewitters mal eben einen Film schauen um sich vom Unwetter abzulenken? Viele erinnern sich dabei sicherlich an die Ermahnung der Eltern: Zieh den Stecker, es gewittert! Doch was ist dran an dieser Aussage? Wir klären auf, ob man Elektrogeräte bei einem Gewitter wirklich ausstecken sollte.
So ein Blitz hat ganz schön wumms! Um die 20.000 Ampere kann so ein durchschnittlicher Blitz an Stromstärke haben. Zum Vergleich: Ein normaler Hausanschluss hat maximal 16 Ampere. Wenn ein Blitz in der Umgebung ein, können Sekundärströme durch die Stromleitungen ins Haus und damit auch in die Elektronik gelangen. Gewitter haben laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) 2021 mehr Schäden an Häusern und Hausrat angerichtet als noch im Vorjahr „Für 210.000 Blitz- und Überspannungsschäden haben die Versicherer rund 200 Millionen Euro geleistet“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV.
Wer auf Nummer sicher gehen will, der sollte wichtige Geräte auf jeden Fall vom Strom trennen – und zwar richtig. Das heißt: Netzstecker aus der Steckdose ziehen. „Die Elektrogeräte werden im Falle eines Blitzeinschlags mit deutlich mehr Spannung versorgt, als sie brauchen. Das kann zu irreparablen Schäden führen und im schlimmsten Fall sogar zu Bränden„, sagte uns Tobi Haack, Elektromeister aus Heilbronn im Interview. Es sei aber wie beim Glücksspiel, meint der Profi: „Man muss schon echt viel Unglück haben, dass der Blitz bei einem direkt im Haus einschlägt.“ Trotzdem sollten vor allem Menschen, die in Häusern mit Satellitenschüssel oder Fernsehantennen ihre Geräte vom Strom nehmen, denn dort schlagen Blitze besonders gern ein.
Ob wirklich Schäden an Elektrogeräten entstehen, hängt laut Volker Geis, Physiker beim Heilbronner Science Center experimenta, von fast schon unzählbaren Faktoren ab:
Seit 2016 gilt: In Neubauten muss ein Überspannungsschutz eingebaut sein. Das gilt für fast alle Gebäude, die an Stromnetze angeschlossen sind. In Altbauten oder auch jüngeren Gebäuden muss man erst dann nachrüsten, wenn eine Erweiterung oder Veränderung der bestehenden Anlage stattfindet. Elektromeister Tobi Haack empfiehlt, dass man einen Fachbetrieb einschalten sollte, wenn man sich nicht sicher ist, ob das eigene Haus einen Überspannungsschutz hat.
Es gibt aber auch kleine Helferlein für den Alltag:
Auch wenn es in vielen Häusern schon Blitzschutzmaßnahmen gibt, sollte man bei Gewitter seine elektrischen Geräte ausstecken und vom Stromnetz nehmen. Auch der beste Blitzableiter kann versagen, daher lieber auf Nummer sicher gehen. Wer nicht weiß, ob sein Haus einen Überspannungsschutz hat oder ob Blitzschutzmaßnahmen getroffen wurden, sollte einen Elektrofachbetrieb konsultieren. Für den Feinschutz gibt es Steckdosen und Steckerleisten mit Überspannungsschutz.